Wohnung demenzgerecht einrichten – Infos und Tipps

Wohnung demenzgerecht einrichten – Infos und Tipps

Erkrankt ein Familienmitglied an Demenz, ist nicht nur der Erkrankte selbst betroffen. Wie bei vielen schweren Erkrankungen und chronischen Krankheiten hat die Diagnose Auswirkungen für die ganze Familie. Die Angehörigen und Personen im direkten Umfeld des Erkrankten sollten wissen, warum in der Wohnung bestimmte Änderungen erforderlich sind und wie sie mit den neuen Herausforderungen im Lebensalltag umgehen können.

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Wohnung demenzgerecht einrichten - Infos und Tipps

Wir haben Infos und Tipps zusammengestellt, die dabei helfen, die Wohnung demenzgerecht einzurichten:

Was bedeutet Demenz für den Lebensalltag?

Es gibt nicht nur die eine Demenz. Stattdessen hat die Erkrankung verschiedene Formen. Gemeinsam ist ihnen allen, dass das Gedächtnis, die Fähigkeiten und die Fertigkeiten allmählich verloren gehen.

Oft treten Lese- und Sprachstörungen auf, die Urteilsfähigkeit und das Orientierungsvermögen lassen nach. Sich an Neues und Unbekanntes anzupassen, fällt dem Erkrankten schwer.

Ein Urlaub oder ein Ausflug in eine fremde Umgebung, ein Krankenhausaufenthalt oder eine neue Wohnung stellen den Erkrankten vor eine große Herausforderung.

Schreitet die Demenz voran, wird es für den Betroffenen immer schwieriger, Gefahren zu erkennen und richtig einzuordnen. Auch die Abläufe im Alltag zu verstehen und zu bewältigen, wird zunehmend problematischer. Störungen des Blickfelds, des Abstraktionsvermögens und der Motorik können ebenfalls dazukommen.

Der Erkrankte kann auf diese Veränderungen gereizt bis aggressiv, verängstigt oder mit depressiven Verstimmungen reagieren.

Mit Blick auf das Wohnen bringen es die verschiedenen Symptome mit sich, dass der Betroffene ein Umfeld braucht, das den Krankheitsverlauf berücksichtigt.

Denn die angepasste Wohnumgebung hilft dabei, die (noch) vorhandenen Kompetenzen mit den alltäglichen Anforderungen in Einklang zu bringen. Das trägt zur eigenen Zufriedenheit bei und die Selbstständigkeit bleibt länger erhalten.

Wohnung demenzgerecht einrichten – 6 grundlegende Tipps

Bei einem an Demenz Erkrankten können die optischen und akustischen Sinneswahrnehmungen viel stärker ausgeprägt sein als bei einem Gesunden. Die Folge ist dann eine starke, kaum erträgliche Reizüberflutung.

Andersherum können Blickfeldstörungen die Wahrnehmung so sehr beeinflussen, dass der Erkrankte bestimmte Dinge gar nicht, nur weit entfernt oder mehrfach sieht.

Um den Lebensalltag zu erleichtern, sollten bei der Gestaltung des Wohnraums folgende Punkte beachtet werden:

  1. Der Wohnbereich sollte einfach, schlicht und übersichtlich sein. Je weniger Reize in den Räumen vorhanden sind, desto besser.

  2. Unruhige Muster an den Wänden, auf dem Boden und an den Einrichtungsgegenständen sollten vermieden werden. Sie können genauso irritieren wie große Glas-, Spiegel- und Hochglanzflächen.

  3. Spiegel sollten abgedeckt oder ganz entfernt werden. Spätestens, wenn sich der Betroffene nicht mehr selbst erkennt oder das Spiegelbild Ängste auslöst, wird es Zeit, die Spiegel abzuhängen.

  4. Wandbilder sollten ruhige und gegenständliche Motive zeigen. Abstrakte Kunst mit bunten, schrillen und wirren Farbfeldern kann zu sehr aufwühlen. Fotos mit vertrauten Personen und Szenen können dazu anregen, sich an die Erlebnisse zu erinnern.

  5. Um die Gefahr von Stürzen zu senken, wenn die Motorik eingeschränkt ist, sollten Stolperfallen beseitigt werden. Lose Teppiche sollten entfernt und rutschsichere Bodenbeläge verlegt werden. Hilfreich ist auch, feste Laufwege einzurichten, die dem Erkrankten Sicherheit vermitteln und bei der Orientierung helfen.

  6. Die Übergänge zwischen Boden und Wand sollten gut erkennbar sein. Eine kontrastreiche Gestaltung hilft bei der Wahrnehmung und sorgt so für Sicherheit.

Bei der Auswahl von Bodenbelägen spielen die Farbe und das Muster eine wichtige Rolle. Dunkle Farben kann der Erkrankte als Abgrund wahrnehmen.

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Große Muster aus dunklen und hellen Farben wie Schachbrett- oder Streifenmuster können auf den Erkrankten wie Löcher, Unterbrechungen oder Stufen wirken. Die Folge ist, dass es zu Fehltritten kommt oder der Betroffene sich weigert, weiterzugehen.

Sehr helle Bodenflächen wiederum erscheinen dem Erkrankten häufig als bodenlos, was ebenfalls einen unsicheren Gang begünstigt. Besonders schwierig sind Bodenbeläge, die blau oder gräulich sind und schimmern oder spiegeln. Denn solche Böden nimmt der Erkrankte oft als Wasserflächen wahr und ist entsprechend verunsichert.

Tipps für die visuelle Gestaltung einer demenzgerechten Wohnung

Zunächst einmal sollte die Wohnung möglichst hell und blendfrei sein. Eine gleichmäßige Ausleuchtung verhindert Schatten und beugt damit gleichzeitig Schattenspielen vor, die Ängste beim Erkrankten auslösen können.

Matte Oberflächen und eine indirekte Beleuchtung vermeiden Lichtreflexionen. Generell unterstützt ein gutes Sehen das Grundbedürfnis nach Sicherheit.

Eine Folge der Demenz kann sein, dass das Kontrastsehen nachlässt. Um hier entgegenzusteuern, sollten deutliche Kontraste zwischen dem Boden, den Wänden und den Möbeln geschaffen werden, damit der Erkrankte die Möbel gut als solche erkennen kann.

Auch beim Essen helfen Teller mit bunten Rändern, farbige Gläser, Besteck mit bunten Griffen oder farbige Tischsets dabei, die einzelnen Gegenstände zu erkennen und sich zu orientieren.

Die Sichtbarkeit von Lichtschaltern lässt sich schnell und einfach erhöhen, indem farbige Klebestreifen angebracht oder ein Rahmen auf die Wand aufgemalt wird. Ansonsten sind im Baumarkt auch bunte Rahmen und Schalter erhältlich.

Im Badezimmer hilft eine farbige Toilettenbrille dem Erkrankten dabei, sich zu orientieren. Daneben hat es sich bewährt, an den Türen und den Schränken verständliche Piktogramme oder einfache Bilder anzubringen. So kann sich der Erkrankte gut orientieren.

Die Sicherheit in der Wohnung erhöhen

Bei Demenz ist wichtig, dass die Wohnung sicher ist. Der Erkrankte sollte möglichst lange aktiv bleiben und darin unterstützt werden, seinen Alltag selbst zu gestalten. Allerdings bringt es die Krankheit mit sich, dass der Betroffene Risiken und Gefahren zunehmend schlechter einschätzen kann.

Aus diesem Grund bieten sich folgende Maßnahmen an:

  • Steckdosen mit Kindersicherungen ausstatten

  • Herd mit einer Sicherung ausrüsten

  • Wassertemperatur begrenzen, um Verbrühungen vorzubeugen

  • Medikamente, Reinigungsmittel und andere Chemikalien gut verschlossen aufbewahren

  • giftige Pflanzen entfernen

  • Rauchmelder mit dem Smartphone eines Angehörigen oder einem Hausnotruf verbinden

Der Erkrankte braucht zwar Unterstützung. Aber auch die pflegenden Angehörigen müssen Pausen machen und sich ausruhen. Damit der Erkrankte die Wohnung nicht unbemerkt verlassen kann, sollte ein Sensor an der Tür angebracht oder eine Alarmtrittmatte ausgelegt werden. Sie melden Bewegungen durch einen Signalton, ein Lichtsignal oder Vibration an den Empfänger.

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Den Tagesrhythmus in der Wohnung aufgreifen

Eine gute und gleichbleibende Tagesstruktur verbessert die zeitliche Orientierung. Deshalb sollte möglichst viel Tageslicht in die Wohnung gelangen. Das unterstützt den natürlichen Wach-Schlaf-Rhythmus.

Im Verlauf einer Demenzerkrankung kommt es vor, dass sich Tag und Nacht umkehren. In diesem Fall trägt eine sogenannte zirkadiane Lichtsteuerung zu einem gesunden Biorhythmus bei.

Bei dieser Lichtsteuerung ist die Beleuchtung morgens kälter, indem das Licht einen höheren Blauanteil hat. Zum Abend hin steigt der Rotanteil und das Licht wird stetig wärmer.

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