Warum mehren sich die Masernausbrüche?

Warum mehren sich die Masernausbrüche?

Seit mehreren Monaten steigen in Europa und den USA die Masernausbrüche. In Europa wurden im Jahr 2024 so viele Fälle von Masern gemeldet wie seit 1997 nicht mehr. Doch wie kommt das? Was genau sind Masern eigentlich? Wie wird die Krankheit übertragen? Und wie können wir uns schützen? Verschiedene Gesundheitsbehörden berichten, dass sich die Masern in Europa und Zentralasien seit einigen Monaten wieder deutlich ausbreiten.

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Warum mehren sich die Masernausbrüche

Allein in Europa wurden im Jahr 2024 rund 127.000 Masernfälle registriert. Wegen schwerer Verläufe mussten mehrere tausend Patienten im Krankenhaus behandelt werden, 38 Erkrankte überlebten die Infektion nicht.

Damit hat die Zahl der Infizierten den höchsten Stand seit 1997 erreicht. Damals gab es rund 216.000 Masernfälle.

Auch in den USA sind die Masern wieder auf dem Vormarsch. Obwohl die Krankheit dort seit dem Jahr 2000 als ausgerottet galt, haben sich im ersten Quartal 2025 über 300 Menschen angesteckt. Im Februar 2025 gab es in den USA erstmals seit 2003 auch wieder einen Todesfall.

Aber warum mehren sich die Masernausbrüche in diesem Ausmaß?:

Was sind Masern?

Bei den Masern handelt es sich um eine Viruserkrankung. Sie gilt zwar als Kinderkrankheit, kann grundsätzlich aber Menschen jeden Alters befallen. Der Auslöser ist ein RNA-Virus aus der Familie der Paramyxoviren.

Im Unterschied zum Corona- oder Influenzavirus kommt dieses RNA-Virus praktisch nur beim Menschen vor.

Für den Menschen ist der Erreger hochansteckend. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) kann eine Person mit Masern zwölf bis 18 ungeschützte Leute infizieren.

Zum Vergleich:

Beim Coronavirus Sars-CoV-2 betrug dieser Wert weniger als fünf. Übertragen werden können Masernviren sowohl über Tröpfchen aus Nase und Mund als auch über die Luft.

Welche Symptome rufen die Masern hervor?

Eine Maserninfektion beginnt meist mit Fieber, Kopfschmerzen, Husten und Schnupfen. Danach tritt ein Hautausschlag mit charakteristischen roten Flecken auf.

Der Ausschlag zeigt sich zunächst im Gesicht und hinter den Ohren und verbreitet sich dann über den ganzen Körper. Nach vier bis sieben Tagen klingt der Hautausschlag normalerweise ab.

In schweren Fällen können Durchfall, Dehydrierung und Entzündungen des Mittelohrs oder der Lunge dazukommen. Außerdem kann es dem Masernvirus gelingen, über die Nervenbahnen und die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn vorzudringen.

Hier kann es eine Hirnhaut- und eine Hirnentzündung hervorrufen. Eine solche Meningoenzephalitis tritt zwar nur selten auf.

Aber in bis zu 20 Prozent der Fälle endet sie tödlich, weitere bis zu 30 Prozent der Betroffenen behalten Hirnschäden oder geistige Behinderungen zurück. Insgesamt stirbt einer von 1.000 Infizierten an den Masern.

Eine weitere Komplikation besteht darin, dass eine Maserninfektion das Immungedächtnis löschen kann. Das gilt auch bei leichten Verläufen.

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Durch das ausgelöschte Immungedächtnis weiß das Immunsystem nicht mehr, welche Erreger es schon erfolgreich bekämpft hat. Die Folge davon ist, dass die Betroffenen ungefähr ein Jahr lang anfälliger für andere Krankheiten sind.

Wie gut ist der Schutz durch eine Masernimpfung?

In Deutschland gibt es seit 1971 Impfstoffe gegen Masernviren. Sie enthalten abgeschwächte Masernviren, die nicht mehr in der Lage sind, sich zu vermehren. Bei einer einmaligen Impfdosis liegt die Schutzwirkung vor einer Ansteckung bei etwa 92 Prozent. Für Kinder werden zwei Dosen empfohlen.

Damit lässt sich eine Wirksamkeit von 98 bis 99 Prozent erreichen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, dass die Impfung der beste Schutz vor einer Masernerkrankung ist.

Hierzulande bekommen Kleinkinder den Impfstoff in aller Regel im Rahmen der MMR-Impfung. Dabei werden die Kinder durch eine Wirkstoffkombination gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft.

Erreicht die Impfquote in der Bevölkerung mindestens 95 Prozent, sind indirekt auch die Menschen geschützt, die selbst nicht geimpft sind.

Wichtig ist das zum Beispiel für Säuglinge und Babys unter neun Monaten, bei denen eine Masernimpfung noch nicht möglich ist.

Zu Beginn dieses Jahrtausends waren die Impfquoten in den meisten europäischen Ländern sehr hoch. In der Folge gingen die Masernfälle bis 2016 deutlich zurück. Aber inzwischen sind erneut größere Lücken im Bevölkerungsschutz entstanden, weil Eltern ihre Kinder seit einigen Jahren seltener impfen lassen.

Dadurch mehren sich auch die Masernausbrüche wieder, schwere Verläufe und Todesfälle inklusive.

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Warum sinkt die Impfquote?

Für Kinder, die in die Kita oder die Schule gehen, gilt in Deutschland seit 2020 eine Impfpflicht. Auch in den USA ist die Masernimpfung schon seit Jahrzehnten Pflicht. Die Impfraten unter Kindern sind deshalb hoch.

Allerdings hat Corona die Impfroutinen beeinträchtigt. Deshalb besteht mit Blick auf die Masernimpfung bei vielen Kindern Nachholbedarf.

Einige Eltern lehnen eine Impfung außerdem aus religiösen Gründen ab. Auch die Angst vor schweren Nebenwirkungen spielt eine Rolle. Falschmeldungen, wonach die Impfung gegen Masern Darmerkrankungen, Hirnschäden oder Autismus verursacht, schüren zusätzlich Bedenken.

Tatsächlich kann eine Impfung erhebliche Nebenwirkungen haben. Sie sind aber erheblich seltener als schwere Symptome bei einer Erkrankung. Die Masern sind also wesentlich gefährlicher als die Impfung dagegen.

Dass die Masernimpfung chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, die Hirnschädigung SPPE oder Autismus auslöst, ist schlichtweg aus der Luft gegriffen.

Wie ist die aktuelle Lage in Deutschland?

Für das Jahr 2024 wurden in Deutschland 645 Masernfälle gemeldet. Damit liegt die Infektionszahl im normalen Auf und Ab der vergangenen zwei Jahrzehnte. Den letzten Höchststand gab es 2015 mit 2.466 Erkrankungen, den letzten Tiefstand 2021 mit acht Infektionen.

Dass sich die Masern auch in Deutschland wieder großflächiger ausbreiten, kann aber durchaus passieren.

Der Grund dafür sind regionale Impflücken. Laut RKI sind von den Kindern, die 2021 geboren wurden, zum Beispiel in Baden-Württemberg nur 68 Prozent und in Sachsen sogar nur 55 Prozent doppelt geimpft.

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Im Jahr 2020 hatten bundesweit etwa 93 Prozent aller Kinder die doppelte Impfung bekommen. Für einen flächendeckenden Schutz sind aber mindestens 95 Prozent notwendig.

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Heiner Trautmann, - Pflegedienstleitung, Anita Bokel, - Stationsleiterin, Peter Machinski, Inhaber Agentur für Altenpflege und Haushaltshilfen, Mike Bocholt, Pflege-Qualitätsmangament und Christian Gülcan Inhaber & Gründer Haushaltshilfen-Agentur Senioren-Familienservice und Betreiber dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, Ratgeber und Tipps zum Thema Pflege, Betreuung, Gesundheitsthemen, Haushaltshilfen und Versorgung. Unsere Inhalte sind in keiner Weise ein Ersatz für professionelle Diagnosen, Beratungen oder Behandlungen durch ausgebildete und anerkannte Ärzte/Ärztinnen.

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