Wie sinnvoll sind Versicherungen gegen Impfschäden?
Ob Masern, Tetanus, Kinderlähmung, Pocken, Grippe oder jüngst Covid 19: Für viele Erkrankungen gibt es inzwischen Impfstoffe. Und je nach Krankheit kann eine Impfung eine Infektion weitgehend verhindern oder zumindest einem schweren Krankheitsverlauf vorbeugen. Doch Impfungen sind schon seit jeher ein Thema, bei dem unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen.
Auf der einen Seite stehen die Skeptiker, die den Nutzen bezweifeln, das Risiko für zu hoch halten oder Impfungen gänzlich ablehnen. Auf der anderen Seite sind die Befürworter, die auf die Schutzwirkung vertrauen.
Die Einführung einer Masern-Impflicht für Kinder, vor allem aber der Beginn der Corona-Impfungen hat die Diskussionen neu angeheizt. Zwar können viele Menschen kaum erwarten, bis sie mit ihrer Impfung endlich an der Reihe sind, weil damit auch die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie einhergeht.
Trotzdem stellt sich doch so mancher auch die Frage, ob Impfstoffe, die so schnell entwickelt und im Eilverfahren zugelassen wurden, wirklich sicher sein können.
Diese Sorgen vor gesundheitlichen Risiken machen sich Versicherungsunternehmen zunutze. Sie werben mit privaten Unfallversicherungen, die die Folgen von möglichen Impfschäden absichern und finanziell abfedern sollen. Doch wie sinnvoll sind Versicherungen gegen Impfschäden? Welchen Schutz bieten sie? Und wer ist überhaupt in der Pflicht, wenn eine Impfung Schäden verursacht?
Wir klären auf!:
Inhalt
Wie sicher sind Impfstoffe?
Bevor ein Impfstoff in Deutschland verimpft werden kann, durchläuft er mehrere Kontrollstellen. Zunächst einmal überprüft die europäische Arzneimittelbehörde EMA sowohl den Impfstoff als auch die dazugehörigen Studien des jeweiligen Herstellers.
Anschließend spricht die EMA gegenüber der Europäischen Kommission eine Empfehlung aus, ob ein Impfstoff zugelassen werden kann. Üblicherweise folgt die Europäische Kommission dieser Empfehlung.
Nach der Zulassung auf EU-Ebene prüft in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut jede Charge. Das Paul-Ehrlich-Institut ist das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Erst wenn das Institut eine Charge freigegeben hat, darf damit geimpft werden.
Zusätzlich dazu spricht die Ständige Impfkommission Empfehlungen dazu aus, wann, an wen und wie oft in Impfstoff verabreicht werden sollte. Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission haben keinen Einfluss darauf, ob ein Impfstoff zugelassen wird.
Denn grünes Licht geben die EMA auf EU-Ebene und das Paul-Ehrlich-Institut auf nationaler Ebene. Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission sind aber mit Blick auf die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen wichtig.
Dass es den Wissenschaftlern gelungen ist, innerhalb weniger Monate einen wirksamen Impfstoff gegen das Corona-Virus zu entwickeln, ist ein großer Erfolg. Und dass die Zulassungsverfahren vergleichsweise schnell über die Bühne gingen, ist der Situation geschuldet.
Die Beteiligten haben mit Hochdruck daran gearbeitet, möglichst schnell zu Ergebnissen zu kommen. Doch das ging nicht zulasten der Sicherheit. Bedenken, dass in Deutschland zugelassene Impfstoffe nicht sicher sind, muss also niemand haben.
Welche Risiken bergen Impfstoffe?
Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Impfung leichte Nebenwirkungen verursacht. Kopfschmerzen, Müdigkeit, etwas Fieber oder eine schmerzhafte, gerötete Schwellung an der Einstichstelle sind häufige Symptome.
Grundsätzlich sind sie aber ein gutes Zeichen. Denn sie belegen, dass das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert. Nur wenn die Beschwerden heftig ausfallen oder nach mehreren Tagen noch immer nicht abgeklungen sind, sollte Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden.
In sehr seltenen Fällen kann ein Impfstoff schwere Nebenwirkungen hervorrufen. Dieses Risiko lässt sich, letztlich wie bei allen Medikamenten und medizinischen Eingriffen, nicht ganz ausschließen. Auch allergische Reaktionen bis hin zu einem allergischen Schock können auftreten.
Zum einen wissen Mediziner aber, wie sie darauf reagieren müssen. Zum anderen ist wichtig, dass der Patient auf Vorerkrankungen und bekannte Allergien hinweist, sofern die Impfung nicht vom Hausarzt durchgeführt wird. Anhand dieser Informationen kann der Arzt dann entscheiden, ob und womit der Patient geimpft werden kann.
Welche Versicherungen greifen bei Impfschäden?
Ernsthafte und bleibende Schäden nach einer Impfung sind die Ausnahme. Doch falls es soweit kommt, sind mehrere Versicherungen im Spiel. Die Kosten für die notwendige Behandlung übernimmt die Krankenversicherung. Ob der Patient gesetzlich oder privat krankenversichert ist, spielt keine Rolle.
Führt ein Impfschaden dazu, dass der Betroffene keine Berufstätigkeit mehr ausüben kann, springt die gesetzliche Rentenversicherung ein und bezahlt eine Erwerbsminderungsrente. Auch eine private Berufsunfähigkeitsversicherung erbringt die vereinbarte Leistung.
Ob eine private Unfallversicherung greift, hängt vom Tarif ab. Darauf kommen wir gleich noch. Im Todesfall kommt die Lebensversicherung zum Tragen.
Speziell im Fall der Corona-Impfung gibt es noch eine Besonderheit. Da es sich hier um eine Impfung handelt, die zum Schutz der Allgemeinheit empfohlen wird, kann der Geschädigte nach dem Bundesversorgungsgesetz Ansprüche gegenüber dem Staat haben.
Unter Umständen liegt die Haftung außerdem beim behandelnden Arzt und dem Pharmaunternehmen, das den Impfstoff hergestellt hat.
Wann und wie gut sichert eine private Unfallversicherung gegen Impfschäden ab?
Der Versicherungsschutz richtet sich nach dem Tarif. Wer bereits eine Unfallversicherung abgeschlossen hat, sollte sich die Vertragsbedingungen näher schauen. Meist ist der Schutz nämlich auf bestimmte Impfungen begrenzt. Welche das sind, ist im Kleingedruckten angegeben.
Wichtig zu wissen ist aber, dass die Unfallversicherung nur dann eine Leistung erbringt, wenn die Impfung nachweislich dauerhafte Gesundheitsschäden verursacht hat. Es muss durch die Impfung eine Invalidität eingetreten sein, die dauerhaft bleibt.
Allein eine Erkrankung reicht nicht. Die Höhe der Leistung ergibt sich dann nach dem sogenannten Invaliditätsgrad.
Voraussetzung für eine Leistung der Unfallversicherung ist also, dass die jeweilige Impfung überhaupt vom Tarif abgedeckt ist und dass die Impfung eindeutig zu einer dauerhaften Invalidität geführt hat.
Doch das kommt nur äußerst selten vor und der Nachweis ist mitunter schwer zu führen. Extra eine Versicherung gegen Impfschäden abzuschließen, macht deshalb in aller Regel wenig Sinn.
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Thema: Wie sinnvoll sind Versicherungen gegen Impfschäden?
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