Fakten zum Thema Stottern

Die interessantesten Fakten zum Thema Stottern 


Viele Menschen, die stottern, würden Situationen, in denen sie möglichst flüssig mit Fremden sprechen müssen, am liebsten aus dem Weg zu gehen.

Anzeige

Dabei spielt es keine große Rolle, ob es sich um den Schulbesuch, die Bestellung beim Metzger, ein Telefonat oder nur um einen freundlichen Gruß an den Nachbarn handelt, denn wer stottert, hat oft die Angst, dass die eigene Sprache gerade in diesem Moment verrückt spielt und sich nicht mehr kontrollieren lässt. Bisher galt die häufigste Form des Stotterns, also jene, die keine direkte Folge einer bestimmten Krankheit ist, als idiopathisch.

Idiopathisch bedeutet, dass es keine bekannte Ursache gibt. Vor Kurzem haben Neurowissenschaftler jedoch festgestellt, dass stotternde Menschen ihr Gehirn anders verwenden als nichtstotternde Menschen. Anders ausgedrückt bedeutet das, dass das Stottern nicht auf eine motorische Störung der Stimmorgane zurückzuführen ist, sondern bereits im Gehirn anfängt.

Was Stottern nun aber genau ist, was dabei passiert und welche Therapieansätze es gibt, erklärt die folgende Übersicht mit den interessantesten Fakten zum Thema Stottern:

Was ist Stottern genau?

Das Stottern wird auch als Redeflussstörung bezeichnet, die durch krampfartige Koordinationsstörungen der Muskeln verursacht wird, die am Sprechen beteiligt sind. Die Atem-, die Mundartikulations- und die Stimmmuskulatur erhalten durch die gestörte Steuerung keine klaren Kommandos aus dem Gehirn. Die Folge davon ist, dass jemand der stottert, Silben wiederholt, lange dehnt oder hängen bleibt, wenn er ein Wort aussprechen möchte.

Einige versuchen das Stottern aber auch zu kaschieren, indem sie ständig Füllwörter einbauen, sich permanent selbst korrigieren oder gefürchtete Wörter einfach vermeiden. Das Stottern äußert sich allerdings nicht nur durch einen gestörten Redefluss, sondern ist häufig mit weiteren Störungen verbunden. Auf die Angst und die Scham, einen Satz nicht, nicht richtig oder nicht schnell genug herausbringen zu können, reagiert der Körper mitunter mit verkrampfen Muskeln, einem hochroten Kopf, einem angestrengten, starren Gesichtsausdruck und dem Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.

Ein anderes Symptom bezeichnet die Medizin als Locked-in-Syndrom, womit das Gefühl gemeint ist, eingeschlossen zu sein. Dieses Gefühl resultiert daraus, dass Stotterer häufig nicht genau das sagen, was sie meinen, sondern lediglich das, was sie gut und schnell aussprechen können. Die eigentlichen, exakten Gedanken bleiben bildlich gesprochen im Körper eingeschlossen.

In der Folge kann dies zu einem unsicheren und schüchternen, aber auch zu einem aggressiven Verhalten führen.

Schätzungen zufolge sind 0,5 bis 1,5 Prozent der Bevölkerung vom Stottern betroffen. Das männliche Geschlecht stottert dabei etwa drei- bis viermal häufiger als das weibliche Geschlecht und zum ersten Mal tritt das Stottern zwischen dem dritten und dem siebten Lebensjahr in Erscheinung.

Einige prominente Beispiele für Stotterer sind unter anderem König George VI, Winston Churchill, Sir Isaac Newton, Charles Darwin, Marilyn Monroe und Bruce Willis.  

 

Wie kommt das Stottern zustande?

Beim Sprechen und dem Verstehen von Sprache sind mehrere Bereiche im Gehirn beteiligt. Hierzu gehört das sogenannte Broca-Areal, das für das Benennen von Objekten und Finden von Wörtern zuständig ist. Die Hörrinde wiederum interpretiert wahrgenommene Laute, filtert Wörter heraus und leitet sie an das Wernicke-Areal weiter, das die Wörter dann entschlüsselt.

Außerdem arbeiten die Hirnbereiche mit, die die Sprech- und die Atemmuskulatur steuern. Die vernetzten Aktionen, die für das Sprechen notwendig sind, finden dabei überwiegend in der linken Gehirnhälfte statt. Neurowissenschaftler, unter anderem von der Universität Frankfurt, haben nun herausgefunden, dass diese Vernetzungen bei stotternden Menschen gestört sind und die Gehirnareale nicht richtig zusammenarbeiten können.

Außerdem haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass das Gehirn versucht, diese Störungen zu kompensieren. Dies erfolgt, indem das Gehirn auf Bereiche in der rechten Hirnhälfte ausweicht. In der Folge können die Betroffenen zwar sprechen, weil aber die rechte Hirnhälfte nicht auf das Sprechen spezialisiert ist, kommt es zu Koordinationsstörungen und der Redefluss ist nicht flüssig. 

 

Welche Therapieansätze gegen das Stottern gibt es?

Die Stottertherapien basieren auf zwei unterschiedlichen Ansätzen. Zum einen gibt es Therapien, die auf dem Prinzip der Stottermodifikation beruhen und beim Stottern als solches ansetzen. Zum anderen gibt es Therapien, bei denen Nichtvermeidungsstrategien im Vordergrund stehen.

Hier lernen die Betroffenen verschiedene Beruhigungstechniken, die dabei helfen sollen, das Stottern als Störung zu akzeptieren und bewusst damit umzugehen, um so die innere Anspannung zu reduzieren. Hintergrund hierzu ist, dass stotternde Menschen im privaten und persönlichen Umfeld häufig nahezu flüssig sprechen.

Im Gegensatz dazu löst das Sprechen mit und vor Fremden Ängste und Stress aus und der Betroffene setzt sich selbst unter Druck, was das Stottern verschlimmert.  

Beim Singen und auch beim Aufsagen von Gedichten stottern Betroffene übrigens nicht. Dies liegt daran, dass die Melodie oder der Sprachrhythmus des Gedichtes eine Art äußeren Takt vorgeben, der es dem Gehirn leichter macht, die Sprachareale zu koordinieren und aufeinander abzustimmen.

Diese Erkenntnis nutzen auch Stottertherapien, bei denen die Betroffenen lernen, auf Basis von äußeren Takten einen inneren Takt zu entwickeln, der ihnen im Laufe der Zeit ein flüssiges Sprechen ermöglicht.   

 

Was ist mit Kindern, die stottern?

Vor allem kleine Kinder neigen mitunter zum Stottern, wobei in diesem Zusammenhang von einem Entwicklungsstottern gesprochen wird. Dieses entsteht dadurch, dass die Kindern allmählich die Welt entdecken und am liebsten alles sofort und auf einmal erzählen möchten. Die Sprache kommt so schnell aber noch nicht mit.

Ein solches Stottern, das vor allem dann auftritt, wenn die Geschichten nur so aus den Kindern heraussprudeln, ist nicht ungewöhnlich und kein Grund zur Sorge. In den meisten Fällen verschwindet das Stottern von alleine wieder, noch bevor die Kinder in die Schule gehen.

Eltern können ihren Kindern helfen, indem sie die Kinder bitten, die Geschichte noch einmal ruhig und geordnet zu wiederholen. Allerdings ist kindliches Stottern am besten und effektivsten in der Kindheit heilbar, später wird es umso schwieriger. Als Faustregel gilt daher, dass Eltern fachmännischen Rat einholen sollten, wenn ihr Kind länger als ein halbes Jahr stottert und es keine Anzeichen dafür gibt, dass sich das Stottern wieder zurückbildet.

 

Wie sollte sich das Umfeld verhalten, wenn jemand stottert?

Stotternde Menschen sehen sich oft nicht nur mit dem Stottern als Problem konfrontiert, sondern werden auch von ihrem Umfeld anders behandelt. Viele, die sich mit einem stotternden Menschen unterhalten, sprechen intuitiv lauter und besonders deutlich. Jemand, der stottert, versteht Sprache allerdings problemlos und auch seine Ohren funktionieren in aller Regel einwandfrei.

Anzeige

Hilfreicher für den Betroffenen ist daher, wenn sein Gegenüber ganz normal mit ihm spricht und ihn aussprechen lässt. Teilweise möchten Gesprächspartner nämlich eigentlich helfen, indem sie die Sätze des Stotterers vervollständigen, allerdings erreichen sie damit genau das Gegenteil.

Mehr Tipps, Anleitungen und Informationen zur Pflege & Hilfe:

-

Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns


pflege99

Autoren Profil:
FB/Twitter

Kommentar verfassen